Dies ist ein Rezept aus meiner Kindheit im geteilten Berlin. Damals gab es mauer- und transitbedingt wenig frische Ware, die außerdem extrem teuer war, denn es musste ja alles (ich wiederhole: alles!) über die Transitwege nach Berlin gebracht werden. Frisches Geflügel war nahezu unerschwinglich. Da waren Hähnchenherzen eine willkommene und preiswerte Alternative.
Für 4 Personen braucht man:
1000 g frische Hähnchenherzen (gibt’s z. B. beim türkischen Fleischer, Kilopreis ca. 3 Euro), 1000 g Champignons (egal, ob weiß oder braun), 1 mittelgroße Zwiebel, ca. 80-100 g Butter, 125 g saure Sahne, ca. 3 Esslöffel Senf, 1 Bund Schnittlauch, Salz, Pfeffer, Paprikapulver (scharf), evtl. ein bisschen gute Hühnerbrühe
Zubereitungszeit: ca. 45 Minuten.
Zubereitungszeit: ca. 45 Minuten.


In einer zweiten1 Pfanne die gesalzenen und gepfefferten Pilze ohne Fett oder mit wenig Butter recht scharf anbraten und nach ca. 10 Minuten mitsamt der verbliebenen Flüssigkeit zu den Herzen geben. Falls zu wenig Flüssigkeit, Hühnerbrühe angießen. Saure Sahne dazu und einrühren, dito den Senf – abschmecken … nee, Leute, dit is mir zu laff! Da jeht doch noch wat, oda?
Also noch ein, zwei Löffelchen Senf dazu, ein bisschen Paprikapulver drüber, alles vermengen und abschmecken. Deckel druff und noch 10 Minuten auf kleiner Hitze schmoren lassen. Währenddessen Schnittlauch putzen und in Röllchen schneiden. Vor dem Anrichten den Schnittlauch über die Speise geben – fertich!
Die einzige Zutatenveränderung: frische Champignons. Wir hatten Champignons aus dem Glas oder aus der Dose. Bis weit in die 70er Jahre, als sich die Tiefkühlkost langsam durchsetzte, war die Konserve nicht nur üblich, sondern die Norm. Praktisch jedes Gemüse, von der grünen Bohne über den Spargel bis zur Kirsche, kam aus der Büchse oder aus dem Glas. Von diesen Konserven hatten wir riesige Mengen gehortet, so wie es der Senat für alle Haushalte empfahl, und zwar für den Fall einer neuen Berlin-Blockade. Es gab sogar Suppenhühner als Konserve, aus Formosa (heute Taiwan). Sie waren gegart und mit Knochen in hohe Dosen verpackt. Diese Hühner hatten eine unvergleichlich labberige Konsistenz, und zwar inklusive der Knochen, die so weich waren, dass man sie mitessen konnte.
- Natürlich brauchten wir früher keine zweite Pfanne. Meine Mutter hat die Dosenchampignons zu den angebratenen Herzen gegeben. Ganze Champignons – die teuren! ↩
Danke 🙂
Sehr gerne! Weitere Rezepte werden folgen.
Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
Der Dank kam übrigens gleich fünf Mal. Habe mir erlaubt, vier davon zu löschen. Obwohl ich natürlich hoch geehrt war!
Das liegt an deinem Captcha. Ich brauche locker 5 Versuche, um es zu überwinden. Ich habe es bei mir abgestellt, weil es ziemlich nervt.
Danke für den Hinweis!
Oh, kein Captcha mehr. Danke 🙂
Sehr gerne! – Das nächste Mauerkindrezept folgt vielleicht schon am Wochenende!
Danke für das tolle Rezept und die sehr guten Arbeitsanweisungen. Habe mich schon im Netz dumm und dusselig gesucht.